Liebste Heidi Klumm, die Presse mag dich sehen, wie auch immer sie mag, aber ich persönlich möchte mich bei dir bedanken. Du lebst dein Leben, wie du es für richtig hältst. Du setzt Prioritäten, hast aber keine Angst den Kurs anzupassen. Das Leben bringt viele überraschende Wendungen und wir werden als Menschen reifer oder wie auch immer man das nennen mag. Wir finden immer neue Beweggründe und räumen uns Freiheiten ein, die wir uns als jüngere Menschen vielleicht nicht gegönnt hätten. Für mich sehe ich dich, Heidi wie folgt:

Als du jung warst stand für dich deine Karriere und ein klassisches Familienleben im Fokus. Aber auch diesen Abschnitt beginnst du mit einem ungewöhnlichen Twist, denn deine Tochter Leni ist zwar nicht Seals Tochter, aber ich wette, dass es für dich ein Dealbreaker gewesen wären, wenn Seal das so gesehen hätte. Du gründest also eine Familie, in die du ein Kind mitbringst und dieses Kind als den Startpunkt der Familie definierst. Du weißt, dass in dieser Phase deines Lebens nur deine Eltern dir helfen können, damit du Familie und Beruf unter einen Hut kriegst ohne stets ein schlechtes Gewissen zu haben. Also baust du diese Stütze auf.

Natürlich birgt dieser klassische Lebensanteil auch seine Tücken, denn Seal scheint, egal wie modern zu dem Zeitpunkt, doch eher der klassische Mann zu sein. Er ist nicht der gleichberechtigte Partner, der heute in den Medien als real existent verkauft wird. Er ist der Mann in der Beziehung und seine Belange gehen vor. Wenn du was willst, musst du auf dein eigenes Netzwerk setzen. Deine Eltern unterstützen dich, denn sie begrüßen dieses klassische Rollenbild.

Doch du wirst reifer, du merkst, dass du alleine für den Erfolg deines Mannes nicht glücklich sein kann. Dass du einen Partner brauchst, der deinen Erfolg mit dir gleichberechtigt zelebriert. So weit ist Seal noch nicht. Daran erlischt nach und nach eure Leidenschaft füreinander oder zumindest deine für Seal. Denn wer kann schon für immer selbstlos leben?

Danach suchst du nach der Erfüllung dieser neuen Sehnsucht. Nach einem Menschen, der nicht deine Kinder oder Eltern ist, jemand der deine Erfolge mit dir um deinetwillen feiert, der dir zuhört, der dich auf Händen trägt. Du triffst Vito, aber auch er gibt dir keinen gleichberechtigten Raum in der Beziehung. Er behandelt dich wie ein Accessoire. Er nimmt dich nie ganz ernst und ist gedanklich schon immer auf dem Sprung zu einem ach so wichtigen Projekt. Das kann dich auch nicht zufrieden stellen. Es ist nicht, als ob du ihn brauchst, um deine Freizeit zu füllen, aber du willst eben jemand, mit dem du dein Leben teilen kannst. Und dann triffst du Tom. Tom ist für dich Gott sei Dank nicht der klassische Partner, was deinem Papa aber zu schaffen macht. Aber du weißt, dass deine Kinder aus dem Gröbsten raus sind und du nun mal nur ein Leben hast. Du schaffst also in deinem Leben Raum für deine Sehnsüchte und Bedürfnisse. Du lässt dich bei Tom fallen. Als dein Vater das nicht akzeptieren will, überlässt du ihm die Wahl, wie er damit umgeht, es ist aber kein Faktor mehr bei der Wahl deines Mannes. Damit hast du zu dir gefunden. Du hast die Liebe und Gleichberechtigung in einer Partnerschaft für dich als wichtig erkannt und sofort Raum dafür geschaffen.

Danke Heidi, dass du Frauen Mut machst nicht nach Klischees zu leben, sondern uns Mut machst auf unser Herz zu hören.

Es wäre noch schön, wen du dabei nicht so beschissen perfekt aussehen würdest, aber hey, niemand ist perfekt. 😛