Das lese ich oft im Blick meiner weiblich kurvigen Freundinnen. Denn bis vor drei Jahren wog ich ebenso 68kg, hatte Kleidergröße 38 und tolle Kurven. Ich war Mutter zweier Kinder und mit mir im Reinen. Doch ich hatte nach und nach und dann mit einer unerträglichen Gewissheit das Gefühl, dass mein Mann mich nicht mehr als Frau wahrnimmt. Dass das was er sieht ihm nicht mehr gefällt. Zu dieser Zeit kam zufällig im Radio die Abnehmhypnose, die ich ausprobiert habe. Im Anschluss fühlte ich mich leichter und habe angefangen mein Leben umzustrukturieren.

Ich habe mich also zur Vorbereitung eines 10km Laufs bei einer Anfängerlaufgruppe angemeldet. Mit dieser trainierte ich 2 Mal die Woche für 3 Monate lang. Ich habe mein Joggen am Sonntag mit meinen Schwestern konsequenter umgesetzt, habe dienstags zusätzlich zusammen mit meiner Schwester mit Yoga angefangen und in den Monaten Oktober bis März kam dann noch Skigymnastik, zusammen mit einer Freundin, dazu. (Ich hoffe Ihr merkt, dass man Unterstützer braucht 😉). Außerdem habe ich mich nach meinem ersten 10km Stadtlauf in eine Laufgruppe mit sehr großen (alle über 180cm groß) jungen Männern eingeklinkt, so dass wir bis zu zwei 10km Läufe im Jahr absolvieren und darauf natürlich auch trainieren. Mein Highlight war mein erster und letzter Halbmarathon in 1h54min. Mit der Jungstruppe trainieren wir zwar nur indem wir uns über die Nike App verknüpfen, aber es spornt dennoch an.

Außerdem habe ich aufgehört mir zu sagen, dass der Aufwand mir selber Essen zu machen sich nicht lohnt. Ich habe angefangen, während meine Familie warmes Essen isst, ab und an mir separat einen Salat zu machen oder einfach nur Käse mit Trauben zu essen. Abends auf dem Sofa greife ich nicht mehr jeden Abend zu Chips, wie mein Mann das macht. Ich habe einfach Kleinigkeiten verändert und diese sind nicht immer einfach oder machen Spaß, aber mir ist es meine neue Figur wert. Mein Mann macht mir mittlerweile Komplimente und findet mich in meiner Kleidergröße 34/36 scheinbar wieder sehr ansehnlich. Ich weiß, dass man sich angeblich aus sich selsbt heraus wohl fühlen muss und dass nur für sich machen sollte, bla bla. Ich weiß nur, dass es mir gefehlt hat als Frau wahrgenommen zu werden und so gefällt es mir besser.

Um auf den Anfang zurück zu kommen. Ja, meine Freundinnen „hassen“ mich manchmal dafür, dass ich jetzt schlank bin. Aber was sie vergessen ist, dass ich wirklich viel Energie in diesen Umstand investiere. Außerdem kennen sie den Hintergrund, meinen absoluten emotionalen Tiefpunkt. Aber auch als Freundin scheint man das einfach zu vergessen, wenn man selber vielleicht heimlich auch dieses Ziel hat, aber diesem einfach nicht näherkommt. Dann fragt man sich schon, wie die andere das so macht und dass sie bestimmt gute Gene hat. Dabei wäre es so schön, wenn dieser Elefant nicht ungesagt zwischen uns stehen würde. Ich weiß, dass es teils durch die Medien und das Frauenbild befeuert wird, denn alle Frauen in meinem Alter und älter sehen in den Zeitschriften immer jünger und fitter als vor 10 Jahren aus. In den Beiträgen steht oft, dass sie nur viel trinken und Smoothies mit den neusten Foodtrend-Zutaten schlürfen. Aber ich weiß, dass es vermutlich selten die Wahrheit ist, sondern hinter all dem viel Arbeit und ein Personal Coach steckt. Diese Arbeit kann nur erbracht werden, wenn man einen Bürojob hat, einen Mann hat, der einen Unterstützt, ein Au-Pair, das bei den Kindern hilft und eine Putzfrau, die einem die Putzzeit zum Sporteln frei gibt. Ich hoffe, ich sehr worauf ich hinauswill. Alles nur Smoothies und Wasser. 😉

Ich bin ehrlich gesagt nicht mehr die fröhliche 68kg pfundige Frau. Mit meinem Gewicht habe ich, so seltsam es klingt, auch meine ungeschminkte Unbeschwertheit verloren. Schlanksein bringt gewissen Erwartungsdruck mit sich und um dem gerecht zu werden ist emotional nicht immer leicht. Da wünsche ich mir manchmal meinen Schutzpanzer zurück. Aber das Mehr an Aufmerksamkeit als Frau wiegt das in etwa auf. Und dennoch hoffe ich, dass ich diesen unbeschwerten, lebensbejahenden Teil von mir wiederfinden werde ohne die Figur zu verlieren. Ich kann nur appellieren, dass Ihr als Mutter und Frau Euch Lücken im Alltag sucht, in denen Ihr Zeit für Euch einräumt. Ihr seid es wert und verdient das. Das macht Euch zu besseren Frauen und Müttern. Fangt klein an und ihr merkt, dass in der Zeit die Welt ohne Euch nicht untergeht. Liebt Euch und es kommt noch mehr Liebe zu Euch zurück, denn Liebe zeiht Liebe an. Das hoffe ich zumindest immer. 😁